Beeinträchtigung von Schutzgebieten durch Stickstoffeintrag aus der Luft


Eine Gefährdung aller auf Nährstoffarmut angewiesenen Lebensräume wie Moore und Moorheiden, Borstgrasrasen und Halbtrockenrasen besteht langfristig durch die allmähliche Eutrophierung auf Grund des gleichbleibend hohen Stickstoff-(N)-Eintrages aus der Luft. Bundesweit "rieselt" heute annähernd soviel Stickstoff aus der Luft auf die Landschaft nieder, wie vor dem Krieg von den Landwirten zur Düngung ausgebracht wurde. Eine merkliche Abnahme der hauptsächlich durch den Straßenverkehr (Stickoxide) und die Landwirtschaft (Ammoniakausdünstung) verursachten N-Einträge ist trotz Anstrengungen zur Emissionsminderung bisher weder erreicht worden noch für die nahe Zukunft absehbar (è siehe auch Kapitel Luft, Stickoxide).

Die Stickstoffzufuhr führt in den Magerbiotopen mit der Zeit zu einer einseitigen Förderung einzelner nährstoffliebender, schnellwüchsiger Allerweltspflanzen, die die ursprüngliche, artenreiche Pflanzengemeinschaft verdrängen. Wieviel Stickstoff die gefährdeten Moore, Borstgrasrasen oder Halbtrockenrasen "verkraften" können, weiß heute niemand zu sagen.

Auswertungen von Moorböden ergaben einen natürlichen Stickstoffeintrag in vorindustrieller Zeit von 6-8 kg/ha/a. Nach Untersuchungen der forstlichen Versuchsanstalt Trippstadt ist in Rheinland-Pfalz derzeit von einer N-Deposition zwischen 20 und 40 kg N/Hektar in Waldgebieten auszugehen. Im Freiland liegen die Eintragsraten mit Werten zwischen 10 und 17 kg N/Hektar und Jahr (im Mittel 13 kg N/Hektar und Jahr) niedriger. Diese Werte sind Minimalabschätzungen, da die Untersuchungsstandorte sowohl für Wald als auch für Freiland emittentenfern in sogenannten Reinluftgebieten inmitten großer Waldflächen liegen. In räumlicher Nähe landwirtschaftlich genutzter Flächen ist ein deutlich höherer Ammoniumeintrag und in der Nähe stark befahrener Straßen (Bundesstraßen, Autobahn) ist ein deutlich höherer Nitrateintrag anzunehmen.